Was es über mich zu sagen gibt?
Ich kann ganz ehrlich sagen, die Liebe zu Büchern und Geschichten wurde mir von meiner Familie in die Wiege gelegt. Bücher gab es bei uns schon immer und zuhauf, außerdem bestand die erprobte Methode, die kleine Veronika zum Wandern zu bewegen, darin, ihr Geschichten zu erzählen. Und so erzählte meine große Schwester von den Wurzelmännchen und mein großer Bruder unterhielt mich später mit Kriminalgeschichten um den legendären Meisterdieb Mister X. Den Geschichten konnte man bei uns nicht entkommen.
Lesen lernte ich irgendwann zwischen drei und vier Jahren – seitdem konnte ich meine Finger nicht mehr von den Büchern lassen. In der ersten Klasse habe ich mein Deutschbuch auf einen Rutsch durchgelesen – und war enttäuscht, weil darin keine guten Geschichten standen.
Kurz nach dem Lesen begann ich wohl mit dem Schreiben. Das erste literarische Meisterwerk – mit Buntstiften auf einer Zeichenblockseite verfasst – handelte von dem tragischen Schicksal des Äpfelchens, das vom Baum gefallen war und nun keine Mutter mehr hatte … Das Machwerk existiert tatsächlich noch, aber es ist wohl nicht gerade zur Veröffentlichung geeignet.
Irgendwie verlor sich dann der Wunsch nach Schreiben und tauchte erst wieder auf, als ich 14 wurde. Kein Geld, mir ein neues Hardcover zu leisten, aber völlig ausgedürstet nach einer guten Geschichte, setzte ich mich hin und schrieb »Das Amulett«, eine High-Fantasy-Geschichte für die mich vermutlich Wolfgang Hohlbein des Plagiats verklagen könnte, würde sie je veröffentlicht. Ab da begann meine »Karriere« – ich schrieb ganze Schulhefte voll mit phantastischen Geschichten, historischen »Romanen« und mehr oder weniger gelungenen Romanzen vor dem Hintergrund eines Kinderheims. Die Ergebnisse verschenkte ich großzügig – ich wollte kein Geld damit verdienen. Ich träumte nicht davon, Schriftsteller zu sein. Noch nicht. Ich wollte Kinderpsychotherapeutin werden, Tierpflegerin, Tierärztin, Ingenieurin und Verhaltensforscherin. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber tatsächlich tauchte der Berufswunsch »Schriftstellerin« erst kurz vor meinem Abitur auf. Da das aber so vollkommen unrealistisch erschien, studierte ich »was Vernünftiges« – Lehramt. Das hängte ich jedoch kurz darauf für ein Studium der Ökologie an den Nagel. Wenn ich schon keine große Autorin werden würde, wollte ich doch zumindest etwas Spannendes lernen.
Die großen Geschichten überließ ich derweil meinen Lieblingsautoren: Peter S. Beagle, Philip Pullman, Diana Wynne Jones und vielen anderen, in deren Welten ich vollkommen eintauchen konnte.
Das Schreiben habe ich in all der Zeit nie aufgegeben, aber ich beschränkte mich auf Kurzgeschichten. Ich veröffentlichte sie im Internet und freute mich an der positiven Resonanz, bis ich es schließlich wagte, Texte zu Wettbewerben einzuschicken. Nur, um zu sehen, ob sie noch jemandem gefielen.
Damit flatterten dann plötzlich die ersten Zusagen ins Haus – und ich war selbst völlig überrascht. In meinem Hinterkopf begann sich dieses kleine Männchen zu regen, das mir sagte: »Schreib!«
Ich habe ihm nachgegeben. Nach meinem Studienabschluss 2006 habe ich die Schreiberei zu meinem Beruf gemacht, und bis heute habe ich das nicht bereut. Geschichten bestimmen meinen Alltag. Die Geschichten in meinem Kopf, die irgendwie raus möchten, aber auch die Geschichten von anderen Autoren. Wenn auch die Zeit zum Lesen knapp geworden ist – das Leben mit einem kleinen Kind ändert Vieles – so genieße ich immer noch jederzeit ein gutes Buch. Selbst, wenn es ein Hörbuch sein sollte.